Logo Singfactory

"Leider ist er nicht zu meinem Kindergeburtstag gekommen."

Das Dresdner Nachtleben, kennt Lara Liqueur gut gelaunt und immer für einen Peffi zu haben. Den Lockdown nutzt die Künstlerin, um ihr erstes Album „Bass Journey“ zu produzieren, das Ende August 21‘ veröffentlicht wurde. Was dann passiert, damit hat sie nicht gerechnet.

 

Interview von Franziska Schwidom

Lara Liqueur im Interview

Singfactory:
Trinkt Lara Liqueur immer noch so viel?

Lara Liqueur:

Ich hatte Anfang September, kurz nach der Veröffentlichung meines ersten Albums einen Burnout und musste für unglaubliche 5 Wochen alle Gigs absagen und mich erholen. Seit dem versuche ich, den Alkoholkonsum zu reduzieren, ob mir das langfristig gelingt wird die Zeit zeigen. 

 

Singfactory:
In einem Interview mit der Sächsischen Zeitung, veröffentlicht am 20.12.2018, äußerst du, dass der Zugang zu Alkohol schwerer sein sollte. Wie passt das zu dem Image deiner Kunstfigur und medialen Auftritten mit einem Gläschen in der Hand? Oder hat Lara Liqueur sich verändert?

Lara Liqueur:
Natürlich trinke ich gerne Alkohol und mag es wahnsinnig, dass Menschen lockerer, offener und direkter sind, wenn sie betrunken sind. Aber diese, uns permanent - 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche - umgebende Präsenz von Alkohol finde ich unnötig. Ich weiß auch ohne einen Werbespot mit 4 kichernden Frauen*, dass ein Mädelsabend mit Sekt großen Spaß macht. Auch wäre es für mich wesentlich entspannter, durch die Altstadt zu laufen, ohne ständig Schnaps, Wein und Bier auf riesigen Plakatwänden zu sehen. Ich bin selber starke Raucherin, finde es aber sehr gut, das Tabakwaren kaum noch beworben werden dürfen. Dasselbe wünsche ich mir für Alkoholika. 

 

Singfactory:
Wie sah dein Tag heute aus?

Lara Liqueur:
Da ich mich aktuell noch von meinem Burnout erhole, verbringe ich die Tage damit, mich wieder an den normalen Alltag heranzuführen. Jeden Tag mindestens 8.000 Schritte, Clubbesuche möglichst täglich, Menschenmengen bewusst aufsuchen,  solche Sachen eben. Während ich die Interviewfragen beantworte, liege ich in der Badewanne. 

 

Singfactory:
Wie viel Zeit verbringst du am Tag damit Musik zu hören?

Lara Liqueur:
Das ist unterschiedlich, ich würde sagen im Schnitt an einem Tag ohne Gig etwa eine Stunde. Am liebsten höre ich Musik laut im Club, das lässt sich im Alltag aber nicht umsetzen. 

 

Singfactory:
Wie entwickelst du deine Sounds? 

Lara Liqueur:
Meistens fängt alles mit einem Vocal oder einer Melodie an, dann wird der “Rest” quasi drum herum gebaut. Aus einem richtig guten Vocal mit tollem Text kann im Endeffekt gar kein schlechter Track werden. 

 

Singfactory:
Welche DJ´s inspirieren dich?

Lara Liqueur:
Aktuell sind das besonders die Leute aus der UK-Bassline- und Jump-Up-DnB-Szene. “All eyes on United Kingdom” also. Im speziellen Artists wie Zero, Tsuki, Corrupt, Skepsis und Chris Lorenzo. Auch innerhalb des deutschsprachigen Raums gibt es Leute die mich enorm inspirieren. Lari Luke zum Beispiel, Brandon oder Marten Hørger. In Sachen handwerklicher Skills bewundere ich besonders Eskei83 und James Hype. 

 

Singfactory:
Wann bist du zufrieden mit einem Track, dass du sagst ok, den kann ich auf meinem nächsten GIG spielen?

Lara Liqueur:
Wenn ich beim Hören des Tracks positive Emotionen spüre, reicht mir das schon aus. Besonders häufig spiele ich Songs, die mich auch lyrisch ergreifen. Das ist gerade im EDM-Bereich keine Selbstverständlichkeit. 

 

Singfactory:
Kennst du deine Tracks alle auswendig und spielst sie nach Gefühl oder hast du eine Abfolge, wann, welche Musik kommt? Wie kann man sich das vorstellen?

Lara Liqueur:
Je nach Gig ist das ganz unterschiedlich. Grundsätzlich sind meine Tracks nach Genre sortiert. Für meine Residence-Gigs bereite ich in der Regel gar nichts vor, sondern spiele komplett nach Gefühl, Lust und Laune. Für größere Gigs bereite ich meistens die ersten 15 Minuten vor, damit einem Blackout vorgegriffen wird. Den Rest des Sets spiele ich dann ebenfalls nach Flow. 

 

Singfactory:
Was ist das Grundequipment, um auflegen zu können? 

Lara Liqueur:
Angefangen habe ich mit einem Laptop. Dann kam ein einfacher Controller dazu, dieser wurde dann nach und nach durch größere und bessere Geräte ausgetauscht. Heutzutage spiele ich nur noch mit 2 CDJs und einem Mixer. Mir hat es nicht gefallen, dass der Laptop zwischen mir und meinem Publikum stand. 

 

Singfactory:
Hat sich das Nachtleben in Dresden verändert? Du bist ja schon lange dabei. 

Lara Liqueur:
Ich würde sagen, in den letzten acht Jahren gab es immer Höhen und Tiefen. Aktuell befinden wir uns durch den überstandenen Lockdown in einem absoluten Hoch. Jeder will feiern, nachholen, endlich wieder tanzen. Aber dass es einen grundsätzlichen Wandel aus Dj-Sicht gab, kann ich nicht feststellen. Für die Konsument*innen ist aber einiges teurer geworden. 

 

Singfactory:
Wieviel Perücken hast du?

Lara Liqueur:
Ungefähr 40, Ich habe aber immer meine 4-5 Lieblinge, die ich besonders oft trage. 

 

Singfactory:
Wie denkst du heute über deine Kandidatur zur Oberbürgermeisterin 2015? Gibt es noch Ambitionen?

Lara Liqueur:
Aktuell habe ich keine Lust, mir auf Kosten der Steuerzahler*innen die Hucke voll zu saufen, vielleicht kommt das aber mal wieder. Es war eine lustige Zeit, aber meine Leber ist heutzutage keine 19 mehr. Nirgendwo wird so viel gesoffen wie in der Politik. 

 

Singfactory:
Hast du den Dresdner Oberbürgermeister Herrn Hilbert persönlich kennengelernt?

Lara Liqueur:
Leider ist er nicht zu meinem Kindergeburtstag gekommen. 

 

Singfactory:
Warst du für die Bundestagswahl in diesem Jahr aktiv?

Lara Liqueur:
Ich bin seit diesem Jahr Mitglied bei den Grünen. Aktiven Wahlkampf habe ich aber nur bei Instagram gemacht, die Bundestagswahl fiel ungünstig mit meiner krankheitsbedingten Auszeit zusammen. 

 

Singfactory:
Welche Projekte stehen demnächst für dich an?

Lara Liqueur:
Aktuell geht es mir nur ums Live spielen. Ich muss wieder vor die Menschen, alles andere kann warten. 

 

Singfactory:
Welches Ritual hast du nach dem "Auflegen" für einen Club oder Festival?

Lara Liqueur:
Nach dem Auflegen rauche ich meistens Eine. Beim Auflegen an sich kann ich zwar auch rauchen, das ist aber nicht wirklich entspannt, da ich meistens aller einer Minute den Track wechsele. 

 

Singfactory:
Du singst beim "Auflegen" immer mit, könntest du dir vorstellen mit einer Band aufzutreten und zu singen? Kontakte hättest du ja?

Lara Liqueur:
Ich kann absolut nicht singen. Mehr als diese Playback-Nummer wird es also nicht geben. Wenn ich jemals Musik mit meiner Stimme veröffentlichen werde, wird es auf jeden Fall Deutschrap. 

Vielen Dank für das Gespräch.